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Die Religionen

 

//1// Immer schon hatte es in dieser Familie diesen wundersamen Ring gegeben,

von dem es hieß, wer ihn trage, dessen Gemüt werde rein,

dessen Gedanken weise, dessen Menschlichkeit anrührend.

 

//2// Der weise Vater, alt und müde geworden, hatte lange überlegt,

welchem seiner drei Söhne er diesen Ring weitergeben wolle.

 

//3// Da er keinen würdiger als den andern fand und keinen bevorzugen wollte,

ließ er zwei vollkommen identische Duplikate herstellen und also starb er in Frieden.

 

//4// Als die Söhne den Ring suchten, fanden sie statt des Einen deren drei, von

denen sie mit bestem Willen nicht herausfinden konnten, welches der Echte war.

 

//5// Zuerst waren sie irritiert und verwirrt,

doch alsbald erkannten sie ihres Vaters Weisheit.

 

//6// Sie sagten zueinander: »Wenn jeder von uns sich so benimmt, als trüge

er den Richtigen, dann wird jeder von uns die edlen Kräfte des Ringes spüren

und so den Geist und die Liebe bewahren

 

//7// Und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mögen nach diesem Kapitel zur

Erkenntnis gelangen, dass jedes Ausspielen der einen Religion gegen die andere

“als einzig wahre Religion” nur von der göttlichen Einheit und Wahrheit wegführt.

 

 

Was ist eigentlich Religion?

Religio (lat.) = religio, religare heisst „an-, zurückbinden“ – an die Quelle (Lactantius, 4. Jahrhundert).

Diese grundsätzliche Definition ist gleich vorab wichtig zu wissen und beschreibt den Kern der Sache schon recht genau.

Doch das Wort Religion ist sehr behaftet, und gerade der „moderne westliche Mensch“ hat schon fast eine Abneigung gegen diesen Begriff. Nicht zuletzt aufgrund des Agierens der heutigen Kirchen (Verwaltungs- und Macht-Strukturen), die von sich behaupten die Lehre/Religion zu bewahren und zu vertreten.

Doch leider halten sich heutzutage weder die Kirchen noch deren Kirchgänger an die Lehren der alten Schriften. Im Gegenteil, sie spielen „ihre Gottheiten“ sogar gegeneinander aus. Es gibt jedoch nur einen Gott, egal wie wir ihn nennen.

Interessanterweise sind die Weltreligionen, die sich durchgesetzt und erhalten haben, alle monotheistisch (d.h. auf EINE zentrale Gottheit ausgerichtet und wurden von verschiedenen Propheten in verschiedenen Zeiten auf verschiedenen Kontinenten begeben. Die Propheten wurden von derselben Gottheit gesandt und geführt, um uns Menschen Wege aufzuzeigen, die uns zu uns selbst und damit der Gottheit näher bringen.

 

 

Die Religionen

Eine der größten Überraschungen und Erkenntnisse auf meinem persönlichen geistigen Weg war, dass die Weltreligionen eigentlich im Kern (der Genesis und den Totenbüchern) grundsätzlich dasselbe aussagen, nämlich dass es eine Schöpfergottheit gibt, die aus sich ein Wesen erschuf und durch dieses dann die Schöpfung der Räume und Wesen ihren Lauf nahm.

 

Und dass wir uns hier auf der Erde inkarnieren, um zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, um uns als göttliche Wesen zu erkennen. Auch darüber waren sich die vier Weltreligionen bis im 6. Jahrhundert einig. Ausgerechnet die christliche Kirche hat die sogenannte Reinkarnationslehre und das damit verbundene Karmagesetz beim 5. Konzil 553 n. C. in Konstantinopel (Istanbul, Türkei) abgeschafft und bis heute durch die röm.kath. Kirche nicht wieder berichtigt. Aus diesem Grunde haben Christen kein Wissen mehr über die Bedeutung, den Sinn und die Auswirkung der Reinkarnation. Besonders traurig ist die Tatsache, dass dieses 5. Konzil zu Konstantinopel nicht durch den Papst, sondern vom christlichen byzantinischen Kaiser Justinian einberufen wurde. Dieser wurde von seiner Frau Theodora beherrscht und bestimmte rücksichtslos über den Staat, die Kirche und den Inhalt der Bibel und deren Glaubenslehre.

 

Seither müssen wir „armen Christen“ ALLES in einem Erdenleben erringen, um zur Göttlichkeit aufzusteigen, sonst landen wir armen Sünder in der „Hölle“ (Was Gott-sei-Dank nicht so ist, doch wie hilfreich war und ist es für die Kirchen, die schuldbewussten Menschen Busse tun zu lassen).

 

Ohne das Verständnis der Wiedergeburt lassen sich jedoch viele Stellen von Jesus im Neuen Testament gar nicht sinngemäß verstehen.

 

Religio, also die Verbundenheit mit der inneren göttlichen Quelle, ist nicht nur – wie oft behauptet wird – eine reine Glaubenssache, sondern eine eigene Erfahrung und deshalb so schwer zu verstehen und zu vermitteln. Damit ist auch der Konflikt vorprogrammiert, denn jede Religion nimmt heute für sich in Anspruch, dass sie die „einzig Wahre“ sei.

 

Ebenso überraschte mich die Tatsache, dass das Christentum, das Judentum und der Islam auf ein und dasselbe Alte Testament zurückgehen, sich auf dieselben Propheten beziehen, und Abraham (Ibrahim) als gemeinsamen irdischen Urvater bezeichnen. Abraham ist auch der Klarheit bewahrende und Götzenbilder zertrümmernde Gottessuchende, wissend und lehrend, dass wir die Gottheit nie besitzen, jedoch in uns erkennen und zu ihr zurückkehren können.

 

Damals waren sich diese Religionen also noch weitgehend einig, und es gab diese Unterscheidung/Spaltung der abramahamistischen Religionen noch nicht. So warteten alle noch gemeinsam auf denselben Messias (Befreier, Erlöser). Doch als er dann endlich kam, wurde er von den Meisten nicht erkannt, da die Gottheit in ihm nicht offensichtlich war. Denn er brachte das Licht (die Erkenntnis des Rückweges zum Vater) und die Liebe (die Lehre der Liebe, die zur Einsicht und Erlösung führt) und veränderte die Bedingungen für den Erlösungsplan (was wir auf Seite ? gemeinsam vertiefen werden). Erwartet oder erhofft haben die meisten Menschen jedoch einen Gott, der prunkvoll vom Himmel herabsteigt und gemäß IHREN Vorstellungen handelt und die schwierigen Verhältnisse und Lebensumstände für sie ändert. Und so verbanden z.B. viele der damaligen Israeliten mit dem Messias auch Ihren Erden-König und damit den Erlöser aus der Herrschaft der Römer. Stellen wir uns einmal als Vision vor, alle diese Völker hätten ihn erkannt und anerkannt und wären seiner Lehre der Liebe gefolgt. Es gäbe nur eine Religion in den ganzen Gebieten der heutigen Christen, Moslems und Juden. Unsere Geschichte in den letzten 2000 Jahren wäre völlig anders und mit viel weniger Kriegen verlaufen. Doch nach der Niederkunft Christi ergaben sich die Trennungen.

 

So erkannte und anerkannte nur ein Teil der damaligen Menschen den Sohn-Aspekt der Gottheit, Christus Eioua, den Messias und Erlöser in ihm. Sie folgten seinem „Neuen Testament“ der Liebe und aus Ihnen wurden die Christen.

 

Ein anderer Teil glaubte ihm gar nichts, hielt ihn für einen Hochstapler und Gotteslästerer, weil er ein einfacher armer Handwerker war und der Priesterschaft der Pharisäer vorhielt, wo sie irrten oder die Schriften der Alten nicht verstanden oder zu Ihrem Vorteil umdeuteten. Für sie wurde er die größte Gefahr und sie waren es dann auch, die ihn bei den Römischen Besatzern einklagten als Gotteslästerer und seine Kreuzigung durchsetzten. Aus ihren Nachfahren wurden die Juden und diese warten bis heute auf „ihren“ Messias.

 

„Das Christentum braucht das Judentum, doch das Judentum braucht das Christentum nicht!“ Diese Aussage ist bei jüdischen Gelehrten in Bezug auf das Alte Testament oft zu hören oder zu lesen. Eine Aussage, mit der wir nicht übereinstimmen, denn eigentlich ist das Judentum einfach beim alten Testament des „strengen richtenden“ Gottes stehen geblieben und wurde ein sehr dichtes und enges Regelwerk für seine Gläubigen (wie der Islam später ebenso). Doch das Christentum, wie auch der Islam, stellen so gesehen weiterführende Lehren dar, in denen alle Menschen als gleichwertig gelten und den Weg zur Gottheit zurück gehen.

 

Deshalb wird das Judentum im nachfolgenden Vergleich auch nicht einzeln aufgeführt oder als Weltreligion bezeichnet. Obwohl sich in seinem Vermächtnis und Besitz die umfangreichsten und detailliertesten Dokumente und Beschreibungen des Alten Testamentes befinden, und Thora, Talmud und die Kabbala viele göttliche Wahrheiten und Weisheiten enthalten.

 

Darin finden sich inzwischen ebenso viele Halbwahrheiten, die z.B. immer noch von einem ausersehenen Volk ausgehen, das die anderen führen und lenken soll. Ein falsch verstandenes Überbleibsel aus dem Alten Testament, wo sich „auserwählt“ darauf bezog, dass sie in ihren Stämmen die Propheten hatten, die den Erlöser ankündigten. Doch spätestens seit der – die Prophezeiungen erfüllenden – Geburt Christi auf Erden war dies erfüllt.

 

So ist das Judentum aus unserer Gesamtschau eine Abspaltung des Urchristentums aus dem Alten Testament.

 

Ein dritter Teil erkannte zwar „den großen Propheten“ in ihm, aber nicht den Messias, den menschgewordenen Gott. Sie wandten sich wie die Christen von den Israeliten ab, weil die Pharisäer (Vorläufer der jüdischen Priester) den großen Propheten Jesus töten ließen (im Koran in Sure ? nachlesbar).

 

Denn so konnten und wollten sie nicht mehr einer einheitlichen Lehre folgen, und unter dem Propheten Mohammed wurden aus ihnen ab 500 n. C. die Moslems mit dem strengen Regelwerk des Islam.

 

Die Moslems lebten seit dieser Zeit mit den Juden eher in Ablehnung und mit den Christen eher in gegenseitiger Akzeptanz, obwohl sie an Territorium gewannen. Dies ging solange, bis im 11. Jahrhundert die Kriege durch die Kreuzritter begannen, mit dem AufrufPapst Urbans II. 1095 in Clermont zur Befreiung Jerusalems und des „Heiligen Landes“ aus der Hand der Muslime (80 Jahre nach dem es unter dem Kalifen al-Hakim 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche gekommen war, einem Heiligtum des Christentums). Dies geschah, obwohl die moslemischen Herrscher dieser Zeit die Christen zuerst offen aufgenommen und respektiert haben, wie dies in vielen historischen Schriften belegt ist. Diese Haltung änderte sich, als die Christen immer größere Eroberungszüge durchführten und gegen die Moslems als niedere Rasse hetzten. Über die nächsten 200 Jahre kam es zu vier Kreuzzügen, denen unter großen Verlusten jedoch kaum ein Erfolg beschieden war. Das Königreich Jerusalem erlitt 1187 in der Schlacht bei Hattin eine vernichtende Niederlage, und auch Jerusalem ging wieder verloren.

 

Bis heute dauert der Krieg an im heiligen Land, das inzwischen weitgehend durch den erst 90 jährigen jüdischen Staat Israel annektiert ist, mit grausamer Unterdrückung der einheimischen palästinensischen Bevölkerung, unter Bezug auf ihre Gottheit Jahwe und die alten Schriften der Thora. Aktuellstes grässlich-tragisches Beispiel der Kriegstreiberei unter Missbrauch der Religion war der amerikanische Präsident Georg Bush, der – neben den beiden fragwürdigen Irak-Invasionen der USA und Englands – die alte Hetze mit Feindbildern zwischen Christen und Moslems wieder heraufbeschworen hatte. So sprach Bush „von einem „Kreuzzug“ im Irak und „Gott stehe hinter ihm und seinen Zielen“. (Was für eine Aussage, bei all dem Leid, das durch diese mittelalterlichen Kreuzzüge verursacht wurden).

 

Der irakische Diktator Saddam Hussein und die islamischen Mullahs reagierten mit den ebenso alten Phrasen des „Heiligen Krieges“ gegen die christlichen Invasoren, natürlich im Namen des moslemischen Gottes Allah, und meinten, dass es deshalb eine Ehrensache sei, gegen die „christlichen“ Amerikaner in den Krieg zu ziehen…

 

Es ist so gotteslästerlich und genauso wider die heiligen Bücher der Christen wie auch der Moslems,

denn in beiden steht: Du sollst nicht töten!

Doch lassen sich eben mit der Religion auch Heute noch die Massen mobilisieren

oder Machtkämpfe hinter dem Namen der Gottheit verstecken…

 

So hat zwar mit der Inkarnation Jesus Christus sogar die Zeitrechnung neu begonnen, und er hat für uns alle vier großen Ziele des Erlösungsplanes auf Erden erfüllt (siehe Erlösungsplan auf Seite ??). Doch im Umfeld und im Leben und Alltag der Menschen konnte sich sein Liebe-Geist noch nicht durchsetzen, nicht einmal unter den Christen. Diese haben sich dann später in der Reformationszeit im 16. Jahrhundert sogar gegenseitig bekriegt und es bildeten sich die katholische und die orthodoxe Kirche des Christentums heraus, und später noch die Spaltung durch die Reformation. Erst in den letzen Jahren konnte z.B. der jahrhundertelange beschämende Kleinkrieg in Irland weitgehend beendet werden, wo sich Katholiken und Protestanten in einem europäisch westlichen Land bis ins 20 Jahrhundert bekriegten und auf offener Straße gegenseitig erschossen.

 

Dies sind nur einige markante Beispiele dafür, wie sich die Menschen im Namen derselben Gottheit gegenseitig bekämpfen und töten, solange sie sich von den politischen und religiösen Führern manipulieren lassen. Dabei sagen alle Heiligen Bücher dasselbe: Du sollst den Weg der Nächstenliebe gehen!

 

Denn eigentlich sollen Religionen ja zu Ruhe und Frieden und Liebe und Erfüllung führen, doch das hat bis heute keine dieser irdischen Kirchenformen geschafft…

 

Wie erhebend und verbindend ist dagegen das Weltbild der orientalischen Sufis, wo die Religionen einzelne Stufen und Hilfsmittel darstellen, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen.

 

Und wie schön passt dazu diese Erzählung einer Sufi-Frau unseres Freundes in Giza:

„Gottvater Allah gab Ieoua die Schöpfung und die Lehre, und er gab die Lehre weiter an die Propheten Moses, Mohammed, Buddha und Krishna. Der Buddhismus für die Unwissenden (geistig Toten) weist in einfacher Form auf die Grundregeln des Lebens hin und macht die Menschen mit der Wiedergeburt vertraut […] Der Islam ist eine Grundschule mit vielen Regeln für die, welche sich dann entschieden haben, den Weg zur Gottheit zu gehen, um zu lernen und sich zu entwickeln […] Das Christentum ist dann die höhere Schule, denn es ist für uns schwache Menschen sehr schwer, so zu sein wie Ieoua und die Engel, doch dies sei unsere Bestimmung […] Die Veden enthalten den geistigen Aufstieg, den die Christen antreten, welche die Gottheit in sich erkannt haben und ihr folgen. Sie seien die älteste Schrift auf Erden und ein Rahmen für alle anderen, denn in ihnen sei das ganze Bild vorhanden…“

 

Ich bin diese Aussage oft durchgegangen und muss sagen, dass diese Definition als grobe Linie zutrifft und einen wunderbaren Brückenbogen über die Religionen bildet. Wir sollten also erkennen, dass wir alle gleichwertige Wesen der gleichen Schöpfergottheit sind und verschiedene Religionen einfach verschiedene Wege aufzeigen, wie wir uns selbst und in der Gottheit erkennen können.

 

Nicht mehr und nicht weniger…

 

 

 

 

Dies ist ein Auszug aus dem Buch DEI VERMÄCHTNIS.