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Der Sphinx-Tempel und der Tal-Tempel

 

Neben dem gewaltigen Sphinx, der wie ein Wachhund vor den 3 megalithischen Pyramiden liegt und von ihnen weg genau nach Osten schaut, gibt es zwei megalithische Tempel, die ebenfalls eine nähere Betrachtung verdienen. Sie wurden erst Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt, weil sie vollständig von Sand bedeckt waren. 

 

Der Sphinx-Tempel

Er liegt direkt vor dem Sphinx und besteht aus stark verwitterten, bis zu 200 t schweren Kalksteinquadern und wird heute als Harmachis- oder einfach Sphinx-Tempel bezeichnet und stammt aus der selben Zeit wie der Sphinx.

 

Der Tal-Tempel

Schräg vor dem Sphinx, von ihm aus gesehen rechts gelegen, befindet sich am Anfang des Aufwegs zur „Chephren“-Pyramide der sogenannte Tal-Tempel „von Chephren“, wobei diese Zuordnung ebenfalls nicht belegt ist. Der Tal-Tempel wurde 1853 von Auguste Mariette entdeckt. Um die Anlage freizulegen, verwendete er Sprengstoff und zerstörte dadurch bedeutende Teile, vor allem die Deckenkonstruktion. Weil der Tal-Tempel dennoch mehr hergibt als der Sphinx-Tempel und als Megalith-Anlage mitten in Giza eine Schlüsselrolle einnimmt, in Bezug auf die Bautechnik wie auch auf die weltweite Verbindung der Erbauer, wollen wir ihn hier genauer betrachten.

Wie die 3 megalithischen Pyramiden hat der Tal-Tempel eine perfekte Nord-Süd-Ausrichtung. Er ist fast quadratisch, mit rund 45 m langen Seiten. Die gesamte Anlage ist waagrecht, obwohl der felsige Untergrund gegen Westen ansteigt. Die Ostmauer ist deshalb mit fast 13 m mehr als doppelt so hoch wie die Westmauer mit rund 6 m. Das Dach, das heute nur noch in einer Ecke vorhanden ist, war dadurch genau waagrecht. 

Die Anlage wirkt wie ein viereckiger Tafelberg, in dem einige Gänge und Räume ausgespart sind. Gewaltige Rosengranitquader bilden die Wände. Deren Rückseite wurde mit Blöcken aus dem örtlichen Kalkstein gefüllt. Je nachdem, von welchem Bauvorgang ausgegangen wird, kann man auch sagen, dass die Kalksteinblöcke das Kernmauerwerk bilden, das innen und aussen mit Rosengranitquadern verkleidet wurde. Auf der Ostseite des Tempels, der durchaus auch als Burg oder Festung bezeichnet werden könnte, befindet sich eine 6 m hohe Nische, von der ein 2 m hoher Gang ins Innere führt. Die ursprüngliche Fassade aus Rosengranit ist weitgehend zerstört, so dass man nur noch den Kalksteinkern sieht. Durch den Eingang gelangt man in einen Vorraum, dessen Boden, Wände und Decke aus Granitquadern bestehen. Von dort aus zweigt im rechten Winkel ein Gang zur ersten Querhalle ab, deren Boden, wie in allen Hallen des Tal-Tempels, mit weissen Alabasterplatten ausgelegt ist. 

Durch einen Gang in der Mitte der Ostmauer erreicht man die T-förmige Haupthalle, wo sechzehn unverzierte monolithische Pfeiler stehen. Quer darauf lagen einst grosse Quader, die wahrscheinlich die Dachplatten trugen, wobei fast alle dieser Querbalken heute fehlen. 

Die letzte Verwüstung erfolgte 1860, als Auguste Mariette einige der Granitbalken sprengen liess. Im westlichen Bereich der Haupthallle gibt es entlang von 5 Mauerabschnitten 23 rechteckige Vertiefungen im Alabasterboden. Es wird angenommen, dass darin einst Statuen aufgestellt waren. 

Möglicherweise solche wie die Diorit-Sitzstatue, die man dort im 19. Jahrhundert in einer brunnenartigen Vertiefung kopfüber liegend fand und von der man aufgrund der Inschriften annimmt, dass sie Pharao Chephren darstellt. 

Wegen diesem Fund gehen die Ägyptologen davon aus, dass Chephren der Erbauer des Tal-Tempels gewesen sei. Und weil von dieser Anlage der Aufweg zur zweiten Pyramide führt, ziehen die Ägyptologen den Schluss, dass sie ebenfalls von Chephren stamme. Doch in keinem dieser Megalith-Bauwerke wurde je eine Inschrift eines Pharaos gefunden. 

Die „entsorgte“ Statue erweckt eher den Eindruck, dass sie dort nicht zu Recht aufgestellt wurde, und wir kennen solche Vertiefungen ohne Statuen auch aus anderen Megalith-Bauten, z. B. in der Galerie der grossen Pyramide.

Von den beiden Seitentrakten der Haupthalle zweigt je ein Gang in Richtung Westen ab. Der südliche führt in eine dreiteilige, zweigeschossige Nischen-Kammer. Der nördliche ist der Ausgangskorridor zum 495 m langen Pyramiden-Aufweg. In der Mitte dieses Korridors biegen zwei Nebengänge ab: Der nördliche führt auf das (ehemalige) Dach, der südliche in eine Kammer, die Ägyptologen von als Pförtner-Kammer interpretiert wird. Die Portale der beiden Nebengänge sind heute durch eine Gittertür verschlossen. Dahinter sieht man im südlichen Gang die eindrucksvolle Monolith-Konstruktion der nach 2 m nach Westen abdrehenden Mauer. 

Die Rosengranitwände verdienen besonderes Interesse, werden aber in den ägyptologischen Lehrbüchern kaum erwähnt und selten mit Bildern dokumentiert. 

Die verwendeten Monolithen sind bis zu 9 m lang, 3 m hoch und 4 m breit und wiegen 100 bis 300 t! Solche Steinblöcke befinden sich in bis zu 10 m Höhe. Erstaunlich ist auch ihre Form: Sie sind vieleckig (polygonal) zugeschnitten und gegenseitig verzahnt, teilweise über die Mauerecken hinweg. 

Diese komplizierte Konstruktion ist ohne Einsatz modernster Steinschneidemaschinen und Kräne ist gemäss Ingenieuren selbst heute noch unvorstellbar. 

 

Dies ist ein Auszug aus dem Buch GIZA VERMÄCHTNIS.